Papier

Papier gehört in die Altpapiertonne – no, na net. Das ist die Antwort eines Schülers, was denn in die rote Mülltonne gehört. Leider machen wir auch andere Erfahrungen. Wir hatten schon einen ganzen Baumstamm darin und das Erstaunen war groß, weil der Behälter nicht mitgenommen wurde. Es würde doch aus Holz Papier gemacht! Eine Dame hat Asche eingefüllt. Am Behälter steht, man soll keine heiße Asche einfüllen, also warum wurde der Behälter nicht mitgenommen. Auch Bauschutt oder Restmüll wird gerne über den kostenlosen Behälter entsorgt. Also so einfach ist es dann ja doch nicht.

Bevor ich auf ein paar Papierprodukte näher eingehe, möchte ich die Geschichte des Recyclings erwähnen.

Geschichte des Papierrecyclings

Vor über 5000 Jahren gewann man aus dem Mark von Papyrus Fasern, aus denen man ein Produkt erhielt, das dem heutigen Papier ähnlich ist.

Papier

Bild: Papyrus, das im Okavanga Delta wächst

Manche meinen, dass das Papier in China erfunden wurde und durch die Kolonialisierung nach Europa kam. Im 14. Jahrhundert gab es bereits eine Papierfabrik in der Nähe von Wien. Aus Lumpen konnte Papier hergestellt werden. Als die knapp wurden, wechselte man auf Holz. Jeder, der sich schon einmal einen Schiefer eingezogen hat, kennt die verteufelten kurzen Fasern des Holzes. So in etwa kann man sich Holzfasern vorstellen. Oder die älteren Semester unter uns kennen die Holzstückchen, die in Zeitungen früher zu sehen waren. Detaillierte Informationen findet ihr auf der Homepage von Papier macht Schule.

Auch im folgenden Film könnt ihr euch über die Arbeitsbedingungen in einer Papierfabrik „einst und heute“ ein Bild über die Herstellung von Papier machen. Vor allem über die Lebensbedingungen der Arbeiter im Vergleich zu heute.

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Kollergang: Zum Zerkleinern von Papier zu einem breiigen Gemisch

Bildquelle: Papiermachermuseum

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Dampfturbine: zum Beheizen des Hadernkochers in Trockenzeiten

Bildquelle: Papiermachermuseum

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Kalander: Mit dieser Maschine werden Oberflächeneigenschaften wie Glanz und Glätte bei gleichzeitiger Dickenreduzierung verbessert. Durch Veränderung von Druck, Temperatur und Walzengeschwindigkeit.

Bildquelle: Papiermachermuseum

Papier – Recycling

Zu Beginn der 1980er Jahre wurde in Wien die Altpapiersammlung eingeführt. Die Deponieknappheit im Land war einer der Gründe für die Einführung der getrennten Altstoffsammlung. Das dabei auch Rohstoffe gespart wurden, war sekundär.

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Meine Großmutter sammelte das Papier bereits in den 60er Jahren separat und brachte die Bündeln selber in die Papierfabrik. Da sie keinen Führerschein hatte, nahm sie sogar den beschwerlichen Weg der Öffis auf sich. Groß war die Freude als direkt vor ihrem Haus ein Papierbehälter aufgestellt wurde.

Wie überall im Recycling gilt: Sauberkeit und Sortenreinheit. Je besser die Sammelware ist, desto günstiger ist das Recycling.

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Nach wie vor werden die verschiedenen Papiersorten am Sortierband vorsortiert, in einem Pulper aufgeweicht,

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Metall, Büroklammern und Folien fallen dabei heraus und erst danach werden die Papierfasern gepresst, getrocknet und zwischen den Papierwalzen in Form gebracht.

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Bis zu 6x können die Fasern verwendet werden. Im Prozess werden sie immer kürzer und werden zu guter Letzt zu Taschentüchern und Klopapier verarbeitet. Dies sollte Erklärung genug sein, dass Taschentücher nicht in den Papiercontainer gehören.

Am einfachsten kann man den Recyclingprozess beim Papierschöpfen mit Kindern nachvollziehen. Hier zu einem kurzen Video.

Papier oder doch nicht Papier?

Es gibt Produkte aus Papier, die nicht eindeutig zuordenbar sind. Nicht alles was aus Papier ist gehört auch wirklich in diesen Container. Ich habe hier ein paar Papiersorten aufgezählt, die überraschenderweise nicht zum Altpapier gehören:

Kassenbon

Kassenbons, Rechnungszettel, Lottoscheine, Fahrscheine,… sind im Regelfall aus Thermopapier. Der Aufdruck wird durch Hitze erzeugt (ähnlich wie ein Foto), dazu wird meist eine chemische Substanz verwendet, die Bisphenol A enthält. Damit dieses nicht im Recycling-Prozess weitergegeben wird, ist es besser, Kassenbons u. dgl. im Restmüll zu entsorgen.

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Brotsackerl

Jeder kennt die Sackerl mit Sichtfenster für Brot, Semmeln und Gebäck. Ist das Papier fettig oder verschmutzt, dann zum Restmüll. Ist es sauber, zum Altpapier. Bitte entfernt das Sichtfenster aus Kunststoff, es erleichtert die Arbeit in der Papierfabrik.
Sackerl, die innen mit Folie beschichtet sind (z.B. von der „Heißen Theke“) gehören immer in den Restmüll.

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Tiefkühl-Verpackungen

Tiefkühl-Verpackungen sind eine schwierige Sache.

  • Ist die Verpackung verschmutzt, wie zB beim Spinat wenn er bereits aufgetaut ist, gehört die Verpackung in den Restmüll.
  • Wenn sich der Aufdruck darauf befindet „gefaltet zum Altpapier“ – Altpapier. Diese Verpackung ist innen mit einer ganz dünnen Kunststofffolie beschichtet, trotzdem ist eine Verwertung möglich. Findet man bei Fischstäbchen.
  • Wenn sich kein Aufdruck darauf befindet und das Produkt lose, dh. ohne zusätzliche Verpackung aus Kunststoff darin ist – etwa Erbsen oder Mais, zum Restmüll. Hier ist die Folie dicker und die Verwertung ist unmöglich.
  • Wenn sich kein Aufdruck darauf befindet und das Produkt zusätzlich in einer Folie verpackt ist. Fisch ist oft so verpackt. Dann gehört das Papier in den Altpapiercontainer. Die Folie, die mit dem Fisch direkt in Kontakt gekommen ist, in den Restmüll.

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Hygienepapier

Beim Toilettenpapier ist es leicht – WC/Restmüll. Speziell in Ländern, wo es keine Kläranlage gibt, gehört das Papier nicht ins WC. In die Biotonne könnt ihr auch biogene Abfälle in Küchenrollen eingewickelt schmeißen. Sehr stark bedruckte oder dicke Servietten in den Restmüll, damit wir die Druckfarben nicht im Kompost haben. Taschentücher und Papierhandtücher sind im Regelfall verschmutzt und/oder feucht, daher in den Restmüll.

Pizzakarton

Der Pizzamann war da. Die Pizza ist gegessen. Jetzt geht es an das Entsorgen des Kartons. Um diese großvolumige Verpackung nicht in den Restmüll schmeißen zu müssen (geht ja sonst nichts mehr rein), wird er oft falsch entsorgt. Pickt der Käse/die Tomatensauce im Karton oder ist fettig, hat er nichts im Papier verloren. Er sollte in den Restmüll. Vorschlag: Ihr könnt den Karton teilen und Ober- und Unterteil getrennt entsorgen. Die Pizzareste, die Olivenkerne gehören in die Biotonne.

Fazit

Die Papiersammlung funktioniert im Großen und Ganzen sehr gut. Zuweilen würde man sich mehr Rücksicht in Mehrparteienhaushalten wünschen. Wenn wieder einmal die Schachtel nicht zusammengefaltet im Container landet. Leider werden auch immer wieder neue Papierverpackungen erfunden, deren Entsorgung nicht eindeutig ist. Muss das Brot im Sackerl wirklich durch ein Sichtfenster erkennbar sein? Gibt es für den Kassabon nicht eine andere Lösung außer Thermopapier? Soll das Recycling weiterhin reibungslos und günstig erfolgen? Achtet auf eines: Reinheit und Sauberkeit der Sammelware. Das Unterjubeln von Restmüll und Kunststoff ist nicht lustig, erfordert einen Sortieraufwand und eventuell sogar die Vernichtung ganzer Ladungen.. also lasst es!

Ich hoffe es war wieder informativ, Teilen erwünscht, die Quellenangabe beim Abkupfern wäre nett, eure Trennsetterin

Quelle

MA 48: Papiersammlung

ARA AG: Papierrecycling

Austropapier: Fachverband der Papierindustrie

Papiermachermuseum: Papierwelten in Steyrermühl